Der Mensch vernichtet sich selbst, indem er seine Geschicke in die eigenen Hände nimmt und Gott entsagt...

Verband der kommunalen
Wahlbeamten in Hessen e.V.

kuratiert von
Karl-Christian Schelzke

Vor wenigen Tagen fiel mir beim Aufräumen ein schmales Taschenbuch mit dem Titel „Die letzten Kinder von Schewenborn“ in die Hände. Ich erinnerte mich, dass ich dieses vor mehr als 30 Jahren geschenkt bekommen, es aber nicht gelesen habe. Jetzt aber war ich neugierig und schlug das schmale Bändchen auf. Sozusagen als Vorwort ist ein von dem evangelischen Theologen Jörg Zink verfasster Text mit dem Titel „AM ANFANG SCHUF GOTT HIMMEL UND ERDE“. Was dann folgt ist die Beschreibung der Apokalypse. Der Mensch vernichtet sich selbst, indem er seine Geschicke in die eignen Hände nimmt und Gott entsagt. Ab sofort glaubt er an die Freiheit, an das Glück, an die Börse und an den Fortschritt. So geschehen am ersten Tag und am siebten Tag ist die Erde wüst und leer und die Menschheitsgeschichte hat ihr selbstverschuldetes Ende gefunden. Zink schließt mit dem Satz: „Tief unten in der Hölle, aber erzählte sich die spannende Geschichte von dem Menschen, der seine Zukunft in die Hand nahm und das Gelächter dröhnte hinauf zu den Chören der Engel. Jörg Zink hat diesen Text 1970 verfasst. Man mag den Text als zu theologisch formuliert bezeichnen; bezeichnend und erschreckend ist jedoch seine Aktualität. Man kann ihn nachlesen unter https://www.joerg-zink.de/die-letzten-sieben-tage-der-schoepfung/.

Der Text wurde zuerst gedruckt in „Die Welt hat noch eine Zukunft – eine Einladung zum Gespräch“ (Stuttgart, Kreuz-Verlag, 1971).

Die von Gudrun Pausewang 1983 erstmals veröffentlichte Erzählung „Die letzten Kinder von Schewenborn“ schildert die verheerende, ebenfalls apokalyptischen Folgen eines Atombombenabwurfes über Fulda. Schewenborn ist ein fiktiver Ort im Vogelsberg, er hat jedoch die Stadt Schlitz in Osthessen, dem damaligen Wohnort Pausewangs, als reales Vorbild. Die Erzählung beginnt wie folgt: „Wir fuhren auf der Kasseler Autobahn bis Alsfeld, dann bogen wir in den Vogelsberg ab. Es war ein Julitag, wie man ihn sich nur wünschen kann. Mein Vater fing an zu singen, und wir sangen mit. Meine Mutter übernahm die zweite Stimme. Als wir durch Lanthen fuhren, war noch alles wie immer. Aber im Wald zwischen Lanthen und Wietig, gerade in der Kurve am Kaldener Feld, blitzte es plötzlich so grell auf, dass wir die Augen zupressen mussten. Meine Mutter stieß einen Schrei aus, und mein Vater trat so fest auf die Bremse, dass die Reifen quietschten. Der Wagen geriet ins Schleudern und blieb quer zur Fahrbahn stehen. Wir wurden in den Gurten hin- und hergerissen. Sobald der Wagen stand, sahen wir am Himmel, hinter den Wipfeln, ein blendendes Licht, weiß und schrecklich, wie das Licht eines riesigen Schweißbrenners oder eines Blitzes, der nicht vergeht. Ich schaute nur einen Augenblick hinein. Trotzdem war ich danach eine ganze Weile wie blind.“

Was folgt ist die Beschreibung der mit schrecklich noch harmlos umschriebenen Folgen einer Atombombenexplosion. Viele von uns haben in den letzten Jahren ein solches Szenario in Europa schlicht weg für unvorstellbar gehalten. Doch nun ist die Angst und der Schrecken zurückgekehrt.

Das Buch ist seinerzeit im Ravensburger Verlag erschienen und noch erhältlich.

Post Skriptum: Erinnern wir uns an Martin Luther: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“.